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Das unbekannte Ungarn: Panyola

Das unbekannte Ungarn: Panyola
Marianne Látki

Dreihundert km nordöstlich von Budapest, im Drei-Länder-Eck Ungarn-Ukraine-Rumänien, an drei Flüssen – Theiß, Szamos und Túr – liegt die Gemeinde Panyola mit etwas mehr als 600 Einwohnern. Sagen sich dort die Füchse Gute Nacht? Man könnte es meinen, denn bei meiner Ad-hoc-Umfrage wussten nur zwei von zehn Befragten, dass es sich um irgendein Dorf irgendwo in Ungarn handelt.

Und wer es wusste, dem fiel nur die 2002 gegründete und sich seither in den Reigen der Besten aufgearbeitete Destille ein, an deren Fassade einfach Panyolai Pálinkák steht. Schnaps reicht aber nicht aus, um auf sich aufmerksam zu machen,  es auf die touristische Karte der Region Szatmár-Bereg  zu schaffen.

Von April bis Oktober  können wunderbare Sterntouren in die Umgebung unternommen werden. In bestens ausgerüsteten Gästehäusern beziehe man mit der ganzen Familie Quartier und verbringe eine ganze Woche in Panyola. Unter den Tageszielen seien nur einige aufgezählt:  Szatmárcseke , wo der Dichter Ferenc Kölcsey am 22. Januar 1823 die Ungarische Hymne verfasste und wo der Friedhof mit den einzigartigen hölzernen kahnförmigen Grabstelen unbedingt besichtigt werden muss; Túristvándi mit der Wassermühle mit drei Schaufelrädern, die bis 1952 in Betrieb war, die aber auch heute betriebsfähig wäre; die Trockenmühle in Tarpa; die vielen schmucken Dorfkirchen, ob aus Stein oder Holz, die alle, wie die ganze Region reformierte Kirchen sind.

Die gastfreundlichen Einwohner von Palonya wollen aber, dass ihre Besucher nicht nur zum Schlafen ins Dorf zurückkehren. Zwei feste Termine gibt es dafür, was natürlich nicht ausreicht. Schon seit fünf Jahren wird immer am zweiten Wochenende im Februar mit großem, lauten Programm der Winter vertrieben: Schlachtfest und Fasching werden gefeiert. Das Schweineschlachten ist nicht jedermans Sache, trotzdem kann jeder vom Schlachten der beiden Schweine bis zur Verarbeitung und dem Verzehr der leckeren ’Schweinereien’ daran teilnehmen. Wer mitarbeitet, das sind in erster Linie die Freiwilligen, wird als Belohnung nichts für das Mittag- und Abendessen bezahlen müssen. Traditionspflege ist aber nicht nur als Schlachtfest zu verstehen, sondern, wie es Bürgermeister Zoltán Muhari formulierte: „Nur dann können wir unsere Werte lebendig pflegen, wenn wir sie immer erhalten, pflegen und vorführen.”

Solche Werte werden im Faschingsumzug ab 13 Uhr lebendig, woran sich auch fünf Gemeinden und die Bezirksstadt Fehérgyarmat beteiligen. Fünfzig unterschiedlich vermummte Gestalten zogen am letzten Samstag lärmend und singend durch die Straßen. Zu den traditionellen Tierkostümen wie Bär und Storch gesellten sich die ausgefallensten Kostüme. Preisgekrönt war so z.B. der Leichenzug mit der laut jammernden Witwe (natürlich ein verkleideter Mann) , die um ihren  auf einem Schubkarren akkurat aufgebahrten durchs Dorf gefahrenen Ehemann trauerte.

Neu in diesem Jahr war, dass das Faschingsvölkchen an sechs Höfen Station machte, wo alle Mitfeiernden zum kurzen Tanzunterricht von moldauischen Tänzen, zur Filmaufführung des Originals  des 1965 vor Ort gedrehten Films über das alltäglich Brauchtum im Dorf eingeladen wurde. (Leider war es nicht dunkel genug, um in der Kino-Scheune alles genau zu erkennen.)  An den Stationen wurden alle bewirtet mit Faschingskrapfen und anderem süßen Gebäck, heißem Tee und Glühwein. Im Gemeindehaus wurde ab 16 Uhr gefeiert, geschlemmt, die Kostümsieger und Tombolagewinner (u.a. eine lebendige Ziege als Hauptgewinn) verkündet, ausgelost. Ein bunter Musikmix von Volksmusik mit Tanz bis Pop-Underground sorgten bis spät in die Nacht für beste Laune.

Tja, Fasching ist ein Höhepunkt im Palonyaer Winter. Zu den schweren Gerichten des Schlachtfestes, frische Leber-, Blut- und Bratwurst flossen reichlich heimischer Schnaps. Bier und Erfrischungsgetränke die Gurgeln hinunter. In der Schnapsbrennerei werden zurzeit 41 Palinkasorten gebrannt, von den traditionellen aus Pflaumen und Äpfeln u.a. Himbeer-, Williansbirne-, Aprikosen-, Quitten- und Sauerkirschenpálinka bis zu neuen Geschmäckern. Die Konkurrenz ist hart und wachsam, so muss immer neu experimentiert und probiert werden. Der neue Grüne-Nüsse-Pálinka bereichert die Auswahl enorm, der aus Weißwein (Sorte Irsai Olivér) gebrannte Pálinka mit seiner bitteren Note traf nicht aller Anwesenden Geschmack. Und zurzeit wird an einem Heilkräuterschnaps „gebastelt“. Ihren Preis wert sind allerdings die Essenzen aus Dörrpflaumen, Dörrsauerkirschen und Dörrbirnen. Dafür wird mit dem Label „Elixir“ geworben. Pflaumen und Äpfel gehören übrigens zu den Markenzeichen der Region, die nicht nur in der Schnapsbrennerei verschwinden.

Von der Küche der Region bekommt man beim Schlachtfest und Fasching eine überzeugende Kostprobe. Absichtlich Kostprobe, denn die schweren, sättigenden Gerichte sind lecker, aber auch schwer verdaulich. Zu den Spezialitäten gehören die Krautwickel, deren Füllung nicht wie allgemein üblich mit Reis, sondern Maisgrieß zubereitet wird. Kulinarische Anregungen erhält man in Szatmár-Bereg auf alle Fälle, so wird vielseitig und rasch zubereitbar Maismehl und Maisgrieß verkocht: mit Quark und saurer Sahne, mit Käse oder Sauerkraut und sogar mit Pflaumenmus. Aus Dörrpflaumen soll man/frau die lecker süße Pflaumensuppe bzw. die Pflaumenbeilage zubereiten können. Hier das Rezept. Über den Selbstversuch kann ich noch nicht berichten.

1 Handvoll Dörrpflaumen, 1 EL Pflaumenmus, 2 dl Milch, Zucker, Zimt, 8-10 Gewürznelken, ½ Zitrone, zum Binden Mehl, Milch oder Sauerrahm, Ei.

Zubereitung: Die gewaschenen Dörrpflaumen mit Gewürzen in 3 l Wasser kochen. Inzwischen das Mus in der Milch am Rand des Herdes gut verrühren; in die Suppe einrühren. Binden. Zu saurem Hauptgericht mit etwas Zucker abschmecken bzw. als Suppe – kalt! – servieren.

Guten Appetit!

Der zweite Fixstern im jährlichen Unterhaltungsprogramm ist das nun schon 13. Panyolafeszt vom 2. bis 4. August 2018. Auf dem großen freien Platz hinter der Kirche beim Gemeindehaus treten bekannte Bands auf, in diesem Jahr die auf echte ungarische Volksmusik spezialisierte Band Csík Zenekar und ein Doyen der ungarischen, nachdenklichen Unterhaltungsmusik Gábor Presser.

Rechtzeitig Quartier buchen, denn davon gibt es nicht nur bei Festen zu wenig. Die Jugend kann ihre Zelte am Veranstaltungsort aufschlagen. Dass Palonya auch ein Hotel bräuchte, ist nicht nur im Gemeindehaus bekannt. Wann der Traum vom Hotel mit Wellnessoase am Ufer des Flusses Öreg Túr Wirklichkeit wird, steht noch in den Sternen.