Das unbekannte Ungarn: Einladung nach Vác

Sie wissen gar nicht, was sie verpassen. Das möchte ich hier kurz aufzählen:

– Ungarns einziger Triumphbogen, der vor über 200 Jahren, Anno 1764, zu Ehren des Besuches von Maria Theresia in der Stadt errichtet wurde.
– Vác ist die Stadt, die sich der ersten Bahnverbindung in Ungarn rühmen darf: am 15. Juni 1846 fuhr der erste Zug von Pest-Buda nach Vác.
– Hier wurde das erste Honvéd-Denkmal in Erinnerung an die Schlacht von Vác während der Revolution und des Freiheitskampfes 1848-49 errichtet.

Vác, die vom Barock geprägte Kleinstadt mit 36 000 Einwohnern, darf auf die einzige barocke Steinbrücke mit kunstvollen, natürlich barocken Steinheiligen stolz sein, genauso wie auf den einzigen dreieckigen barocken Marktplatz, Jahre lang eine Baustelle, wo die wertvollen Reste der Michaelerkirche geborgen wurden, und nach der endlichen Einweihung im Vorjahr mit dem ’Zitronen-Preis’ für die schlechteste Restaurierung archäologischer und historischer Funde gestraft wurde. Schon diese harsche Kritik ist einen Besuch wert. Man möge sich als Laie eine Meinung bilden. Die ’Installationen’ dienen nicht der Rekonstruktion, sondern dem Tourismus, damit der Besucher Einblick in die Vergangenheit erhalte. Ich persönlich fand ihn nicht so schrecklich, ganz im Gegenteil, ein Päuschen auf einer der Bänke tut richtig gut.

Vác ist Bischofssitz seit über 1000 Jahren, es war das 10. Bistum, das König Stephan der Heilige gründete.

Der Bischofssitz kann allerdings nur aus besonderen Anlässen besichtigt werden, allerdings öffnet der seit fünf Jahren amtierende Bischof Dr. Miklós Beer seine Residenz immer öfter den Besuchern, so jeden Monat einmal zum ’Palastkonzert’.

Die Vácer haben ihr eigenes Symphonisches Orchester und den international bekannten Chor Vox humana, hier ist die älteste Taubstummenschule Ungarns und die Pädagogische Hochschule Vilmos Apor mit dem einzigen Romologielehrstuhl in Ungarn tätig.

Bevor der müde Gast sich z.B. eine Weinprobe im Weinhaus Curia genehmigt, sei noch auf Memento Mori, die Ausstellung mit den bei Restaurierungsarbeiten der Kirche der Weißen, des Dominikanerordens, 1994 entdeckten natürlich mumifizierten Leichnamen mit bestens erhaltener Kleidung und Grabbeigaben aufmerksam gemacht.

Der aktuelle Anlass zur Weinprobe mit edlen Tropfen aus verschiedenen Weinbergen Ungarns ist, zumindest meiner Meinung nach, dass der Inhaber des Hauses Gyula Víg am 4. April sein Weinmuseum eröffnete.